Jedes Jahr das gleiche Spiel: 444 Schüler/innen können nicht zur Gesamtschule

Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ - Uhr]

[PM Linke/bzmg] logo-die-linke2Am Dienstag, den 22.02.2011 gab die Stadtverwaltung die Anmeldezahlen für die Ge­samtschulen bekannt. Demnach gibt es 1.198 Schüler/innen, die von ihren Eltern an den sechs Mönchengladbacher Gesamtschulen angemeldet wurden.

Im Vergleich zum Vorjahr sind es trotz sinkender Schülerzahlen 72 Schüler/innen mehr als noch im letzten Jahr.

Die Partei Die Linke hat die Errichtung der 6. Gesamtschule Stadtmitte ausdrücklich begrüßt.

Es können jedoch nur 754 Schüler/innen berücksichtigt werden. 444 Eltern erhalten noch in dieser Woche die Absage für ihre Kinder. Sie enthalten die Aufforderung, ihre Kinder an Gymnasien, Real- und Hauptschulen anzumelden. Natürlich muss hierbei die Schul­empfehlung der Grundschule berücksichtigt werden.

Schon fast nach dem Prinzip „Und ewig grüßt das Murmeltier“ machen die Eltern ein Spiel Jahr für Jahr mit. Für die Partei Die Linke gilt nach wie vor der Grundsatz, den Eltern­willen im vollen Umfang zu berücksichtigen. Für das Schuljahr 2012/13 sollte daher rechtzeitig geprüft werden, inwieweit die Errichtung weiterer Gesamtschulen möglich sind.

Viele Eltern sehen in G8 an Gymnasien keine Alternative. Sie wollen, dass ihre Kinder länger und dafür stressfreier lernen. Von daher wären die Anmeldezahlen für Schüler/innen an Gymnasien in diesem Jahr aufmerksam zu prüfen.

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Gemeinsam mit der MIGS (Mönchengladbach Initiative Gesamtschule) möchte die Partei Die Linke sich für weitere Gesamtschule in Mönchengladbach einsetzen, dies erklärte der Schulpolitische Sprecher Johannes Frommen (Bild: Archiv)

pfeil-rechts1Zu diesem Thema liegen folgende Daten vor:

An den sechs Gesamtschulen der Stadt Mönchengladbach sind für das kommende Schuljahr 1.198 (Vorjahr 1.125 – hierzu BZMG-Bericht „Gefühlte Zahlen“) Kinder angemeldet worden (Steigerungsrate: 6 %).

754 Gesamtschulplätze stehen zur Verfügung (Vorjahr 663), 444 Kinder müssen an andere Schulformen verwiesen werden (Vorjahr 462).

Die Zahl der Anmeldungen verteilen sich erstmals nicht gleichmäßig auf alle Gesamtschulen.

Daher ergaben sich Weiterleitungen der anderen Gesamtschulen auf noch freie Plätze der Gesamtschule Espenstraße (Hintergrund zur Erhöhung der Schulplätze an dieser Schule im BZMG-Bericht „Zeitplan….“) und Gesamtschule Stadtmitte (Infos zur Neugründung unter „Die 6. Gesamtschule erhält ein Gesicht“).

Die Ergebnisse im Einzelnen:

  • Gesamtschule Hardt : 252 Anmeldungen (270 vor Weiterleitung) – 4 Eingangsklassen
  • Gesamtschule Neuwerk (im Aufbau): 147 Anmeldungen (Vorjahr: 191) – 4 Eingangsklassen
  • Gesamtschule Stadtmitte (neu): 131 Anmeldungen (84 vor Weiterleitung) – 4 Eingangsklassen
  • Gesamtschule Volksgarten: 222 Anmeldungen (243 vor Weiterleitung), (Vorjahr: 275) – 4 Eingangsklassen
  • Gesamtschule Espenstraße: 175 Anmeldungen (152 vor Weiterleitung), (Vorjahr: 177) – 6 Eingangsklassen
  • Gesamtschule Rheydt-Mülfort: 271 Anmeldungen (302 vor Weiterleitung), (Vorjahr: 224) – 4 Eingangsklassen
2 Kommentare zu “Jedes Jahr das gleiche Spiel: 444 Schüler/innen können nicht zur Gesamtschule”
  1. @ Thomas Wasilewski

    Leider stimmt was Sie schreiben. Noch etwas kommt hinzu, das Eltern dann noch besonders verärgert. „Kommen“ Kinder nicht mit und erhalten Nachhilfe, glauben die Lehrer bei Wirken derselben doch auch noch tatsächlich, dass es an ihrem Unterricht liegt!

    Unser Schulsystem hat sich selbst überholt. Es funktioniert noch genauso wie vor 30 oder 40 Jahren. Schuld sind dann Kinder und Eltern. Statt zu fördern wird aussortiert.

    Was wir dringendst brauchen sind qualifizierte Ganztagsschulen. Mit Betreuung z.B. der Hausaufgaben durch die unterrichtenden Lehrer. Mängel (auch lehrerseitig!) treten dann dort zutage wo sie am ehesten und besten abgestellt werden können: In der Schule.

    Leider spielt in Deutschland die Herkunft immer noch eine große Rolle und beeinflusst die Schulkarriere maßgeblich. Auch das kam durch Pisa heraus und wird immer und immer wieder bestätigt und negativ angemerkt.

    Wann wird endlich gehandelt?

  2. Die Trägheit des Bildungswesens, die Interessen der Lehrer am bestehenden Schulsystem, der Mangel am politschen Willen zu investieren führt dazu, dass wir Abrichte- und Dressurschulen haben. Lösungen sind durchaus vorhanden, werden aber leider beharrlich ignoriert, da sie bestehende Strukturen in Frage stellen.

    Bei Reformen kommt immer ein fauler Kompromiss heraus, der von der Lehrer Gewerkschaft diktiert wird und von der angespannten Haushaltslage geprägt ist. Hinzu kommt, dass der wirkliche Einfluss der Eltern in der Schule gegen Null tendiert. Das heißt, unsere Kinder sind der Schule ausgeliefert und wenn man etwas in der Schule kritisiert, bekommt es am Ende immer das eigene Kind zu spüren.

    „Blicken wir auf die blühende Schullandschaft“: Die Schüler werden behandelt wie Asylanten, man gibt ihnen das Nötigste und das muss reichen. Rein zufällig, wird beim Unterrichtsmaterial so geschludert, dass sich die Pulte biegen. Hinzu kommt, dass bezogen auf die Schülerzahl – gleich 25 Prozent weniger Lehrer da sind als im Schnitt der OECD.

    Überall sind die Klassen viel zu groß, die Fürsorge zu klein. Der Unterricht läuft nach Schema F ab, alle Kinder werden vom gleichen Lehrer mit den gleichen Lernmitteln im gleichen Tempo unterrichtet.

    Individuelle Förderung wird nicht praktiziert und wer in diesem System den Anschluss verliert, landet auf der Förderschule. Durch Pisa wurde es amtlich: „fast jeder vierte Fünfzehnjährige kann selbst einfaste Texte nicht lesen und verstehen sowie allenfalls auf Grundschulniveau rechnen.

    Die Nachhilfeindustrie lebt von den Defiziten unseres Schulsystems, da zu wenig investiert wird.

    Wer sich Nachhilfe nicht leisten kann bekommt Ungenügend und wer aus guter Familie stammt, kriegt fürs Abschreiben summa cum laude.

    Es geht nur noch um die Menschenzüchtung für den Markt und die soll nichts kosten.

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