Bildungsnetzwerk Mönchengladbach zumindest formell auf den Weg gebracht

Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ - Uhr]

Auch Mönchengladbach geht künftig neue Wege in der Bildungsarbeit, will Kräfte bündeln, Synergien ausschöpfen und Antworten finden auf drängende Fragen, die sich aus einer über die Jahre sich stetig verändernden Schullandschaft ergeben. Oberbürgermeister Norbert Bude und Staatssekretär Günter Wienands unterzeichneten mit dieser Zielsetzung am 18. Januar einen Kooperationsvertrag für  den Aufbau eines „Regionalen Bildungsnetzwerkes“.

„Dies ist bis dato der 38. Kooperationsvertrag, der von Kommunen und dem Landesministerium für Schule und Weiterbildung unterzeichnet wurde“, begann Günter Wienands seine Ausführungen. „Leverkusen, Essen und bald auch Viersen werden folgen“. Bis zum Ende des Jahres sollen alle Kreise und kreisfreien Städte vernetzt sein.

Auch Differenzen über die unterschiedlichen Zuständigkeiten von Stadt und Land sollen durch die jetzt besiegelte Zusammenarbeit beigelegt werden. „Mit dem Vertrag hört beispielsweise der ständige Streit über die Finanzierung der Sozialarbeiterstellen an den Schulen auf“, erklärt NRW Staatssekretär Günter Wienands weiter.

Die scharfe Trennung von Zuständigkeiten, als Beispiel wurde die Zuständigkeit des Landes für die Lehrer und die der Kommunen für die Gebäude benannt, werden als nicht mehr zeitgemäß betrachtet.

„Die Aufhebung von klaren Abgrenzungen heißt jedoch nicht, dass Aufgaben des Landes in die Kommunen verschoben werden“, betont Oberbürgermeister Norbert Bude und erinnert an die prekäre finanzielle Lage der Stadt: „Ohne Landeshilfe geht es nicht.“

„Richtig“, meinte dazu auch Günter Wienands. Streitereien um Zuständigkeiten soll es künftig nicht mehr geben. „Wichtig sind Treffs um zu ermitteln, was vernünftig ist.“

Die Gewährung von Landesmitteln soll allerdings auch nicht umgekehrt zum Rückzug der Kommunen führen.

Wird also spannend zu beobachten, ob sich Kommunen und Land künftig finanzielle Bälle hin und her schieben und ein Verwischen von Zuständigkeiten zu Kompetenzgerangel führt. Wo Licht ist, ist ja bekanntlich auch Schatten.

Mit welchen Finanzen die Bildungszentren ausgestattet sind und welche Weisungsbefugnisse und hierarchische Stellung diese haben, erschließt sich aus diesen Äußerungen nicht.

Michael Schroeren MdL (CDU) lobt jedenfalls die schnelle Umsetzung der politischen Initiativen und führt beispielhaft das Modell „selbständige Schule“ auf. „Solche Modellversuche sind der richtige Weg zur Weiterentwicklung“, meinte er. Außerdem verwies er auf die Schaffung von mehr als 7.000 zusätzlichen Lehrerstellen unter der CDU-geführten Landesregierung.

Handlungsfelder sollen erarbeitet werden. Hierbei gilt das besondere Augenmerk den Übergängen von Kindergarten in Grundschule, von Grundschule in weiterführende Schulen und von dort aus weiter in Beruf und Studium.

Deswegen sollen Schulen, Schulaufsicht, Schulverwaltung und die zahlreichen Kooperationspartnern aus Wirtschaft, Kultur und Weiterbildungseinrichtungen besser vernetzt und vorhandene Kooperations- und Vernetzungsstrukturen systematisch vor Ort ausgebaut werden.

Auch der städtische Fachbereich Kinder, Jugend und Familie und Vertreter der Schulen, die Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer und Arbeitsagenturen werden in dem Bildungsnetzwerk Mönchengladbach vertreten sein

Häufig entstehen schon heute unterstützenswerte Initiativen vor Ort, die den Bedürfnissen entsprechen. Die Probleme der Schulen in den Städten sind andere als in ländlichen Gebieten, Kreise sind anders strukturiert als Städte. Dem sollen die Bildungsnetzwerke künftig Rechnung tragen.

Herbert Lauth (im Bild Mitte, mit Sozialdezernent Dr. Schmitz), Stadtverwaltungsdirektor des Fachbereichs Schule und Sport , richtet sein Augenmerk besonders auf den Übergang von der Schule zum Beruf. „Gerade lernbehinderte Jugendliche benötigen mehr Unterstützung, um den Weg in eine Arbeitsstelle zu finden“, betont er.

Ingrid Habrich (im Bild rechts), Schulleiterin des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasiums meinte, dass die Stadt auch bei Gymnasiasten präsenter sein müsse. Sie sieht Möglichkeiten der Verknüpfung im ZdI-Zentrum.

Die Grundschulen werden übrigens von Andrea Wytrykus (im Bild links), Schulleiterin der Gemeinschaftsgrundschule Neuwerk, vertreten. Die Neuwerker Grundschulen sind ebenfalls Mitglied des ZdI-Zentrums, dessen organisatorische Leitung der benachbarten Gesamtschule Neuwerk obliegt (BZMG berichtete).

Die Idee des Bildungsnetzwerkes ist aus dem Modellversuch „selbständige Schule“ entstanden, wurde weiterentwickelt durch Öffnung auf den „zivilen“ Teil.

Mit ins Boot genommen werden daher auch Sportvereine und Kultureinrichtungen, die in den Ganztagsbetrieb der Schulen eingebunden werden sollen. Insgesamt sollen so die Lern- und Lebenschancen aller Kinder und Jugendlichen in Mönchengladbach verbessert werden.

„Alle Kinder und Jugendlichen“, darunter fallen auch die, die nicht durch die Schule ganztags betreut werden.

Wenn an solchen Schulen nachmittägliche Angebote in der bisherigen Form von AG’s wegfallen (würden), weil eine Verlagerung solcher Angebote in die Ganztagsschulen der Sekundarstufe I und OGATA-Betreuung der Grundschulen stattfindet, hat bzw. hätte das schon einen faden Beigeschmack.

Mitte: Frau Müller-Brackmann, rechts: Herr LauthDie Geschäftsstelle des Bildungsnetzwerks Mönchengladbach wird in der Voltastraße 2 eingerichtet und wird personell von Stadt und Land gemeinsam besetzt: Geleitet wird das Bildungsnetzwerk-Büro von Ursula Müller-Brackmann (Fachbereich Kinder, Jugend, Familie – Bildmitte), die bis dato in der Stadtverwaltung für die städtischen Familienzentren wirkte und u.a. die Projektleitung NeFF (Netzwerk Frühe Förderung) innehatte. Das Land richtet eine zusätzlicheLehrerstelle ein.

Konkret finden deswegen Anfang Februar 2010 Auswahlgespräche zur Besetzung zweier Teilzeitstellen statt, von denen eine pädagogische Kraft für die Grundschulen, eine weitere für die Schulen der Sekundarstufe I zuständig sein wird.

Noch vor den Sommerfreien soll es eine Bildungskonferenz geben, in der die Partner gemeinsam ihre Handlungsfelder formulieren.

Die Leitung der Geschäftsstelle und die Koordination Jugend/Schule liegt in den Händen von Hans-Walter Berger, bis dato im Fachbereich Jugend und Sport der Stadt Mönchengladbach tätig.

Eine seiner ersten Aufgaben: Die Daten von 20 Handlungsfeldern zu sammeln.

Eine Beurteilung der Ergebnisse des Bildungsnetzwerkes ist für 2013 vorgesehen. Dann wird sich zeigen wie sich das Netzwerk auf die Bildungschancen und Bildungserfolg der Gladbacher Schüler ausgewirkt hat.

Oberbürgermeister Norbert Bude ist optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass die Entwicklung positiv verläuft“.

Wie definiert Norbert Bude den Erfolg des Bildungszentrums?

Er machte dies von der Beantwortung von Fragen abhängig: Haben Schulen Partner gefunden? Wurden bei den Übergängen mehr junge Menschen in Ausbildung gebracht?

„Dabei“, so ergänzte Staatssekretär Wienand, „gibt es das Problem messbarer und nicht-messbarer Faktoren. Vieles lebt auch vom Austausch und subjektiven Bewertungen.“

Wäre es dann nicht auch ein Ziel, möglichst viele nicht-messbare Faktoren messbar zu machen? Ein Beispiel wäre die Verfolgung von „Schülerlaufbahnen“.

Nicht nur die Erfassung der Übergänge in die Sekundarstufe I, II, Berufskollegs, Studium, ARGE-Maßnahmen und Ausbildungen, sondern auch die der zwischenzeitlichen Schulwechsel, der Schülerentwicklung in den Förderschulen müsste ein wesentliches Erfolgskriterium darstellen.

„Es gibt harte Zahlen“, meinte dazu Günter Wienands und führte als Beispiele auf, dass 2,7 % der Schüler in NRW ein Schuljahr wiederholen. Damit hätte sich deren Zahl fast halbiert.

Auch belegten die aktuellen Zahlen einen deutlichen Rückgang der Schulwechsler vom Gymnasium zur Realschule.

Wie sind die Quoten in Mönchengladbach? Wo ist Förderbedarf? Diese Zahlen müssten auch in der Mönchengladbacher Schulverwaltung zu finden sein.

Gleichwohl wird eine differenziertere Betrachtung zutage bringen, in welchen Klassenübergangen die Wiederholungen in der Vergangenheit vorgekommen sind und ob nicht auch bildungspolitische Regelungen, nach denen es in bestimmten Klassen kein Wiederholen (= Sitzenbleiben) geben darf, Einfluss auf solche „Erfolgszahlen“ haben.

Und wie sieht es mit den Rechten behinderter Kinder und Jugendlicher zur Inclusion in Regelschulen aus? Könnten nicht mehr Schüler gezielte Förderung in Regelschulen erfahren als Alternative zur direkten und andauernden Beschulung in Förderschulen?

„Das Ziel sollte das Wahlrecht der Eltern auf den Förderort sein“, meinte dazu Wienands.

Nach den Vorstellungen von Klaus Nevries, bei der Bezirksregierung zuständig für Gesamtschulen, soll es in Mönchengladbach jedenfalls bis 2013 integrierte Lerngruppen an allen Schulformen geben.

Wie war noch das zu Beginn erwähnte Ziel bis 2013? Kräfte bündeln, Synergien ausschöpfen und Antworten finden auf drängende Fragen …

Vielleicht darf Hans-Walter Berger ja an einigen Stellen des Fischer’schen Datendunkels die Taschenlampe anknipsen.

Daten sind jedenfalls reichlich vorhanden.

😉

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