Westdeutsche Zeitung übernimmt Artikel 1:1 von der Rheinischen Post

Bernhard Wilms [ - Uhr]

[12.07.2014] Was sich im März diesen Jahres schon andeutete, scheint nunmehr Realität zu werden: Die Westdeutsche Zeitung (Giradet-Verlag) schreibt lokal kaum noch eigene Artikel, sondern übernimmt diese 1:1 von Redaktionen der Rheinischen Post.

Der WDR berichtete am Dienstag, den 08.07.2014, in seiner Lokalzeit Düsseldorf, dass damit in einem ersten Schritt in der Mettmanner WZ-Redaktion begonnen wird: http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-duesseldorf/videowzmettmannuebernimmtdiesofortrpartikel100_size-L.html?autostart=true#banner

Auch wenn der Mettmanner Chefredakteur Ulli Tückelmann glaubt, dadurch die Schließung der WZ-Redaktion im Kreis Mettmann verhindern zu können, scheint dies jedoch wenig wahrscheinlich.

Sein im WDR-Beitrag angeführtes Argument von zwei Fotografen, die zum selben Anlass dieselben Fotos machten, ist nicht schlüssig, weil die meisten Fotografen Freiberufler und nicht nur „im Auftrag“ unterwegs sind.

Bezeichnend ist dabei, dass Tückelmann die journalistische Vielfalt nicht im Blick gehabt zu haben scheint.

Dass in Mettmann sowohl in der WZ als auch in der RP dieselben Artikel vom selben Autor erscheinen, wirft die Frage auf, wer letztlich Einsparpotenziale schöpft, denn dass ein Redakteur von beiden Zeitungen Honorar bezieht, ist wenig wahrscheinlich.

Der Journalistenverband kritisiert diese Art von „Kooperation“ und spricht von einer Mogelpackung durch die suggeriert werde, es gebe in einem Kreis noch mehr als eine Zeitung.

Als nächstes beabsichtigt die WZ die Redaktionen in Viersen und Neuss aufzugeben. In Mönchengladbach ist das schon Realität, wobei die wenigen Artikel, die in der WZ zu lesen sind, noch nicht von der RP „geliefert“ werden.

In Mönchengladbach wurde im Laufe der letzten Jahre die WZ-Redaktion personell „ausgedünnt“ und schlussendlich nach Krefeld verlegt. Im Ergebnis findet man meist nur noch eine „Lokalseite“ in der „Gemeinschaftsausgabe“ für Krefeld und Mönchengladbach.

Einige WZ-Redakteuere haben vor kurzem die WZ schon verlassen, einzelne wechselten in die Redaktion der Mönchengladbacher RP.

Vergleichbares ist auch bei den zur RP-Gruppe zählenden Anzeigenzeitungen „Extra-Tipp“ und „Stadtspiegel“ zu verzeichnen. Auch hier gibt es de facto nur noch eine Redaktion.

Sollte die WZ auch in Mönchengladbach Artikel und Berichte von der RP übernehmen, hat die RP bald das offensichtlich angestrebte 100%ige Publikations- und Meinungsmonopol fast erreicht, denn dass sie auch mit CityVision mehr verbindet, als nur eine geschäftliche Kooperation, ist offensichtlich.

Auch soll der Düsseldorfer Medienkonzern schon die Mönchengladbacher Stadtteilzeitungen im Visier zu haben; eine von ihnen wird schon unter „Düsseldorfer Regie“ gedruckt.

Schlussendlich geht es nicht um journalistische Vielfalt, sondern nur um Anzeigenkunden. In diesem Zusammenhang musste in Mönchengladbach auch das Anzeigenblatt „Der Rundschauer“ eingestellt werden.

Die WZ dürfte in nicht allzuferner Zukunft ihre restlichen Abonnenten und Leser verlieren und damit ihre Präsenz in Mönchengladbach gänzlich aufgeben, wobei die wenigsten der WZ-Abonnenten und -Leser dann zur RP wechseln werden.

 

2 Kommentare zu “Westdeutsche Zeitung übernimmt Artikel 1:1 von der Rheinischen Post”
  1. Passend zu unserer CDU-SPD-Einheitspartei nun auch die RP-WZ-Einheitszeitung.

    Bild dir deine Meinung a la Gladbach.

  2. Super! Tolle „Kooperation“! Das ist die „Vielfältigkeit“ in der Medienbranche.

    Jetzt gehört der schwatten RP endlich auch offiziell das gesamte Gebiet und die können endlich noch ungestörter schreiben was und wie die es brauchen.

    Hoffentlich legt irgend jemand dem Jüngermanns Bleiplatten in die Schuhe, damit der vor lauter Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit nicht vollkommen die Bodenhaftung verliert.

    Mir kommen die schon lange nicht mehr ins Haus.

    Wenn die Leute vera ….lbert werden wollen und dafür auch noch teuer zahlen. Bitte sehr!

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