Kreiskulturausschuss: Museumsgutachten – Neues Leitbild und Konzept notwendig

Hauptredaktion [ - Uhr]

Das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath braucht ein Leitbild und eine Neuausrichtung. Zu diesem Schluss kommt eine „Bestands- und Bedarfsanalyse“ einer Wiener Museumsberatung, die im Kreiskulturausschuss vorgestellt wurde.

Allerdings könne das Museum die notwendige Neukonzeptionierung mit dem völlig unzureichenden Budget nicht leisten, so Gutachterin Dr. Claudia Haas, die die Analyse im Auftrag des Kreises Viersen mit ihren Kollegen anfertigte.

„Es ist erstaunlich, dass mit dem bisherigen geringen Personal- und Finanzeinsatz so viele erfolgreiche Ausstellungen bewältigt und so hohe Besucherzahlen erreicht wurden“, stellte das Gutachten fest. Der Museumsleitung stehen nur drei Prozent des Budgets für operative Museumsarbeit zur Verfügung.

97 Prozent sind durch „Pflichtaufgaben“ (Personal- und Unterhaltungskosten) gebunden. Das Museum benötige ein Leitbild, das über die bisherige Ausrichtung an der Darstellung bäuerlichen und handwerklichen Lebens, Arbeitens und Wohnens seit dem 16. Jahrhundert hinausgeht. Und es bedarf einer deutlichen Verbesserung des Besucherkomforts, meinen die Experten.

Im November 2007 begann die Untersuchung. Dr. Claudia Haas und ihre Mitarbeiter erfassten die Organisation und Struktur des Museums, führten Gespräche mit Besuchern und Mitarbeitern, begutachteten den Standort, die Räumlichkeiten, die Ausstattung und die Sammlungen. Das Ergebnis – zusammengefasst auf 87 Seiten – zeigt die Stärken und die Probleme, aber auch die Chancen und Risiken des Museums.

Die Wiener Expertin bewertete die umfangreichen Sammlungen, die überregional bedeutende Spielzeugsammlung, die wechselnden Sonderausstellungen und die lokale Wertschätzung des Museums in der Region als Stärke. Für die wachsende Tourismusindustrie sei das Museum eines der Hauptmuseen am Niederrhein. Auch lobte Haas die Sonderveranstaltungen, die gerade im vergangenen Jahr wieder zu mehr Besuchern führten.

Kritisch sieht sie vor allem das fehlende Leitbild und Konzept des Museums: „Es fehlt eine moderne Führungsstrategie. Das knappe finanzielle Budget verhindert konkurrenzfähige Programme und eine zeitaktuelle Neuaufstellung“, so Haas im Ausschuss. Insbesondere kritisierten die Experten den mangelnden Besucherkomfort: Es fehlen Toilettenanlagen und Sitzgelegenheiten für die Besucher. Der Eingang ist nicht ansprechend und schwer zu finden. Für Schulklassen fehlt ein Raum für museumspädagogische Angebote.

Die Mitglieder des Kulturausschuss waren vom Ergebnis nicht allzu überrascht. In den nächsten Tagen erhalten sie das ausführliche Gutachten zur Beratung in den Fraktionen. Im Kulturausschuss soll dann im Juni beraten werden, wie es mit dem Niederrheinischen Freilichtmuseum weiter geht.

Klar ist allen: Das Budget für das Museum ist zu knapp. Sollen Verbesserungen erreicht werden, muss mehr Geld zur Verfügung gestellt werden. Die CDU-Kreistagsfraktion hat schon angekündigt, die Verwaltung aufzufordern, sich nach potenziellen Partnern umzusehen. Ein Partner könnte der Landschaftsverband Rheinland sein.

Bei ihm hatte sich Kreiskulturdezernent Prof. Dr. Leo Peters als Mitglied der Landschaftsversammlung erfolgreich für die Bereitstellung von 30.000 Euro eingesetzt, die das Gutachten gekostet hat.

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